Wer seine Produkte nicht über das Internet vertreibt, hat oft gegen seine Mitbewerber einen großen Nachteil. Doch nicht jeder Webshop ist für jede Firma als Plattform geeignet. TUNING-INSIDE sprach mit Stefan Neumann, einem Profi in Sachen Internet. Stefan Neumann ist Geschäftsführer der Internetagentur ACA GmbH in Reutlingen und seit mehr als zwölf Jahren im Internetgeschäft tätig. Der studierte Wirtschaftsinformatiker startete bereits 1998 quasi als Mann der ersten Stunde mit dem Tunertreff.de eine der ersten großen Tuningplattformen im Internet und realisiert seither mit seinem siebenköpfigen Team erfolgreiche Webauftritte und Internetshops.
Wir sprachen mit Stefan Neumann über Pro und Kontra kommerzieller und kostenloser Onlineshops und gegenwärtiger Entwicklungen im Internetbereich.
TUNING INSIDE: Viele Firmen sehen ihre Verkaufaktivitäten im Internet heute wesentlich nüchterner als in der Vergangenheit. Was ist für erfolgreiche Shops zu beachten?
Stefan Neumann: Dem Shop-Boom der letzten 6-8 Jahre stehen
inzwischen wenige, aber sehr professionell und umfangreich geführte Onlineshops
entgegen. Wer es nicht geschafft hat entweder auf diesen Zug aufzuspringen oder
seinen Shop stetig fort entwickelte, hat es schwer gegen die Übermacht von
amazon oder eBay sowie den Preisvergleich- und Affiliate-Betreibern anzukommen.
Hier bleibt nur der Weg sich dort einzukaufen oder den eigenen Shop mit deutlich
besserer Qualität, sprich exzellent aufbereiteten Produktdaten, Bildern oder
sogar Videos gegen die Masse abzuheben.
Keine Firma, außer vielleicht Hersteller absoluter Nischenprodukte, können es
sich heute noch leisten einen Internetshop als einmaliges, abgeschlossenes
Projekt zu führen um danach automatisch mit stetig fließende Einnahmen rechnen
zu können. Der Internet-Shop-Mix besteht aus vielen Einzelkomponenten, wie der
Wahl des geeigneten Shopsystems, Suchmaschinenoptimierung, Online-Marketing und
letztendlich auch der korrekten Abhandlung von Bestellabläufen. Dabei sehen
viele Firmen noch immer nicht, dass das Internet täglich steigendes
Kunden-Potenzial bietet, weil die „Mobile Generation“ gerade jetzt
flügge wird. Netbooks, iPhones und mobiles Internet werden in Kürze Standard
sein und Twitter oder Facebook sowie kundenunfreundliche Hotlines tun ihren Teil
dazu bei, dass zukünftige Generationen ihre Kommunikation lieber tippend als
sprechend betreiben.
TI: Welche Möglichkeiten zum Online-Verkauf stehen einem Shopbetreiber heutzutage zur Verfügung?
S. N.: Der Kunde hat in vielerlei Hinsicht die Qual der Wahl -
ein eigener Internetshop oder ein gemieteter, überlässt er den Verkauf
Drittanbietern oder übernimmt ihn selbst, ist es überhaupt sinnvoll, einen Shop
zu betreiben (um die eigenen Händler nicht zu verärgern) ? Und wenn er sich
entschieden hat, einen eigenen Shop zu betreiben, bleibt eine unüberschaubare
Anzahl an Shopprodukten aus der er wählen kann. Prinzipiell kann man die
Shopsysteme in drei Lager einteilen: Gemietete Shopsysteme, sprich Standardshops
wie sie bei vielen Internet-Hostern wie z.B. 1&1 anzutreffen sind. Diese
bieten meist volle Shop-Funktionalität und sind bei wenigen zu verkaufenden
Artikeln oftmals im Webspace-Angebot enthalten. Man ist dabei allerdings auf den
Provider angewiesen, hat äußerst wenige Möglichkeiten zur individuellen
Anpassung und kommt schnell an die Grenzen, wenn viele Produkte angeboten werden
sollen.
Der Bereich der „kostenlosen“ Open-Source-Systeme gehört
gleichzeitig auch in die Kategorie „Eigenentwicklung“, da so gut wie
kein Open-Source-Shop ohne individuelle Anpassungen auskommt. Dennoch gibt es
hier eine stattliche Anzahl brauchbarer Systeme mit denen man durchaus
mittelgroße bis große Onlineshops realisieren kann. Man darf sich jedoch nicht
von den anfänglichen, geringen Einstiegskosten täuschen lassen - ein
Open-Source-System unterliegt vielen Risiken, allein der offene Code bietet zwar
schnelle Entwicklungszyklen, aber genauso schnell suchen sich Hacker aus dem
offenen Code Sicherheitslücken. Schon ein wenige Monate altes, ohne
Sicherheitsupdates betriebenes System, öffnet Angreifern ungeahnte
Möglichkeiten.
Es gibt bis heute übrigens kein Open-Source-Shopsystem, welches von vorn herein
die im Auto- und Tuningbereich wichtige Fahrzeugzuordnung korrekt durchführen
kann. Diese Funktionalität muss jeweils mit Zusatzprogrammierung oder externen
Mitteln eingebracht werden. Bei den professionellen und kostenpflichtigen
Systemen stehen den vermeintlich hohen Lizenz- und Hardwarekosten eine gegen
Angriff sichere Software und vielerlei Export- und Importmöglichkeiten entgegen.
Auch sind Updates meist mit deutlich weniger Aufwand verbunden als bei
Open-Source-Systemen oder gar Eigenentwicklungen. Viele ausgereifte
Cross-Marketing-Module und hohe Performance auch bei vielen Produkten zeichnen
diese Systeme aus.
TI: Auf welche Bereiche seiner Webseite sollte der Betreiber eines Webauftritt besonders achten, um für die Zukunft gerüstet zu sein?
S. N.: Hersteller mit Händlernetz sollten sich insbesondere
überlegen wie sie ihren Händlern den Einkauf möglichst einfach machen. Oft wird
nur an den Umsatz mit dem Endkunden gedacht und dabei die Händler vergessen. Ein
korrekt aufgebauter B2B-Bereich auf der eigenen Webseite kann sehr viel Zeit und
Geld sparen. Für den Erfolg im Internethandel hat sich außerdem ein Mix aus
vielen Aktivitäten bewährt. Ein allein stehender Shop wirbelt viel weniger Staub
auf als ein Shop, der sich in viele Subshops dupliziert, stetige Aktionen bietet
und seine Produkte außerdem bei den Affiliate-Betreibern streut.
Neue Produkte müssen in Newslettern und Foren verbreitet werden und wer seine
Neuentwicklung nicht bei Youtube zeigen kann ist out. Stetige
Suchmaschinenoptimierung sowie korrekt analysierte Statistikdaten gehören
natürlich auch dazu. Hier haben sich gegenüber den fehleranfälligen Systemen der
Provider zuletzt insbesondere Google Analytics oder andere kommerzielle
Pagelogger wie der eTracker etabliert.